Sterbebegleitung und Lebensfreude
Die Gewissheit, dass die gemeinsame Zeit mit unseren tierischen Gefährten begrenzt ist, kann der größte Katalysator für bewusst gemeinsam genutzte Lebenszeit werden.
Sterbebegleitung aus Liebe zum Leben
Mir begegnet sowohl in der Praxis als auch im privaten Umfeld ein gewisses Maß an Irritation, wenn ich die Themen Lebensfreude, Liebe zum Leben und Sterbebegleitung so selbstverständlich miteinander verbunden sehe.
Wenn ich dann noch erwähne, dass ich begeisterte Sterbebegleiterin bin, dann gibt es zwei Reaktionen, die mir besonders häufig begegnen.
Reaktion 1: Damit möchte ich mich gar nicht beschäftigen. Ich versuche das Thema so weit wie möglich von mir weg zu halten. Es ist schlimm genug, wenn es so weit ist.
Reaktion 2: Du bist so ein lebensbejahender Mensch, wie ist das möglich wenn du doch immer wieder mit Sterben, Tod, Abschied nehmen und Trauer zu tun hast. Ich könnte das nicht, ich bin immer noch so traurig wegen…
Meist erzählen mir Menschen dann mit Tränen in den Augen von unvorbereiteten Euthanasieerlebnissen und äußern den Wunsch, dass es beim nächsten Tier anders wird. Was genau sie sich wünschen, wissen sie dann oft noch nicht. Doch wenn sie häufiger Kontakt mit mir haben, dann beginnt sich oft eine erst leise Sehnsucht immer lauter Bahn zu brechen. Frieden mit dem Thema Tod und Sterben schließen zu können, oder sich zumindest so weit damit arrangieren zu können, dass sie ihren tierischen Gefährten so freundlich wie möglich beim Sterben begleiten können. Natürlich am liebsten in weiter, weiter zeitlicher Ferne.
Das Geschenk der Endlichkeit
Jedes Lebewesen, das hier auf Mutter Erde gezeugt wird, hat damit auch den Vertrag unterschrieben, dass es sterblich ist. Jedes Lebewesen dem du begegnest ist ein sterbliches Wesen. Du auch. Es ist ist im Grunde absurd, dass wir dieses Thema lieber ausblenden als es liebevoll zu integrieren.
Jedes Leben ist endlich. Viele Lebewesen sterben noch vor der Geburt, einige sterben bei der Geburt, andere irgendwann am Ende ihres Lebens. Ob so ein Leben kurz oder lang ist, sagt erst einmal weder etwas über die Qualität, noch die bewusst genutzte Lebenszeit aus.
Wenn wir doch wissen, dass die Lebenszeit eines jeden Wesens endlich ist, wie wäre es denn dann damit, die Zeit die wir gerade miteinander haben bewusst zu genießen?
Das Schönste was ein Lebewesen hinterlassen kann, ist ein Lächeln derer die an es denken.
Glückliche Momente sammeln
Welche Momente mit deinem tierischen Gefährten lassen dich lächeln?
Welche Momente lassen dich lächeln, wenn du diesen Tag Revue passieren lässt?
Achtest du auf Gelegenheiten Glücksmomente zu erkennen, sie zu genießen und sie dann auch als glückliche Erinnerung in deinen inneren Archiven zu speichern?
Das hat mich heute Lächeln lassen
Probier doch einmal aus, was geschieht, wenn du für einen Monat lang jeden Tag mindesten 3 Situationen aufschreibst, die dich haben lächeln lassen?
Ganz unabhängig davon, ob dein tierischer Gefährte an dieser Situation beteiligt war oder nicht.
Positive Erinnerungen sammeln
Nimm dir einfach ein kleines Heft, dass du bequem mitnehmen kannst. Anfangs fällt es dir vielleicht noch etwas leichter, wenn du dir abends ein paar Minuten Zeit nimmst um dich an drei Situationen des Tages zu erinnern an denen du gelächelt hast. Mit der Zeit wirst du immer häufiger Gelegenheiten zum Lächeln und zur Lebensfreude gewahr werden. Denn durch die regelmäßige Frage nach den Gelegenheiten zum Lächeln verändert sich dein Fokus und dein Gehirn beginnt ganz automatischen nach diesen Gelegenheiten zum Lächeln Ausschau zu halten. So kann es eine richtig gute Idee sein, dass du dieses kleine Heft einfach in deiner Handtasche oder Jackentasche dabei hast. Bevor du mit dem Auto losfährst, oder bevor du aussteigst, vielleicht auch in der Kaffeepause, wann immer dir etwas auffällt was dich lächeln lässt, machst du dir eine kurze Notiz.
Auf einmal bemerkst du, dass es viel mehr Gelegenheiten zum Lächeln gibt, als die vorher bewusst war.
Das habe ich heute von meinem Hund gelernt!
Und jetzt stell dir vor, du gibst auch den Situationen und Erkenntnismomenten Raum in denen dein Hund dich etwas gelehrt hat. Stell dir vor du speicherst auch das als Erinnerung ab. Möglicherweise magst du auch dazu etwas in dein Notizbuch schreiben. Und auf einmal wirst du bemerken, dass ihr die gemeinsame Zeit anders erlebt als vorher. Du bist jetzt häufiger im Hier und Jetzt unterwegs, denn in diesem Zustand bemerken wir am leichtesten was wir gerade erleben.
Was konnten wir heute gemeinsam genießen?
Auch das ist eine wundervolle Frage um sie dir und deinem Hund am Ende des Tages zu stellen. Auch hier ist der Fokus auf das gelenkt, was euere Leben schön und einzigartig macht.
Was unternehmen wir heute?
Noch eine kluge Frage. Wo und wie wollt ihr heute miteinander spazieren gehen? Lieber in trauter Zweisamkeit oder in Begleitung?
Genießt ihr Qualitätszeit bei einem gemeinsamen Hobby?
Falls ihr eine Hundeschule besucht, Hundesport oder Mantrailing etc. betreibt. Fühlt immer mal wieder miteinander hin. Macht ihr das aus Gewohnheit, möglicherweise aus schlechtem Gewissen oder weil es euer beider Herz vor Freude höher schlagen lässt, wenn der Termin da ist?
Und wenn ihr auf einmal bemerkt, dass sich eure gemeinsamen Bedürfnisse in der Zwischenzeit geändert haben, dann dürft ihr da auch einfach etwas ändern 😉
Es gibt keinen Grund ein schönes Leben auf später zu verschieben
Die beste Vorbereitung auf einen entspannten Sterbeprozess ist ein schönes Leben. Und das gilt genau so für deinen Hund, dein Pferd, deinen Gerbil oder welches Tier auch immer an deiner Seite wie für dich selbst.
Je erfüllter und bewusster ihr die gemeinsame Lebenszeit genutzt habt, desto leichter fällt der Abschied. Das klingt vielleicht paradox, aber das ist exakt das, was ich in den vielen Jahren der Sterbebegleitung erlebe. Auch mit den eigenen Tieren!
Die Dinge die wir doch irgendwann einmal tun wollten und nie getan haben, machen uns das Herz viel schwerer als die bewusst genutzte Lebenszeit.
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Mein persönlicher Abendgedanke
Wenn dies mein letzter Tag gewesen wäre und ich würde morgen nicht mehr aufwachen, wäre ich damit genau so okay als wenn es noch ein paar Jahrzehnte weiter geht?
Diese Frage macht mir das Leben sehr schön, entspannt und voller Lebensfreude. Ich lasse viele Dinge, die in meiner Welt keinen Sinn ergeben einfach und mache viel mehr von dem was mir gut tut, in meiner Welt Sinn macht, sich passend anfühlt und für mich gerade wertvoll ist. Vieles davon hat mit Lernen, Forschen und Lehren zu tun. Na klar, auch mit persönlichem Wachstum, Bewusstseinsarbeit und Telepathie, aber eben auch damit die Zeit ganz entspannt genau mit dem zu verbringen was sich passend anfühlt. Dazu nehme ich mir Zeit. Jeden Tag.
Frieden finden
Frieden mit dem eigen Leben zu schließen ist eine gute Basis für ein schönes Leben. Und ein schönes Leben macht es dir viel leichter Frieden mit der Endlichkeit eines jeden Lebens zu schließen. Es ist ein Prozess! Und manchmal brauchen wir dabei Unterstützung. Einen Impuls oder auch ganz konkrete Hilfe um neue Entscheidungen treffen zu können. Die Tiere an unserer Seite haben da meist sehr konkrete Ideen für uns parat 😉.
Wenn wir jeden Tag aufs Neue bereit sind ein für uns ganz persönlich erfülltes und schönes Leben zu gestalten, dann steigt unsere Lebensqualität. Wenn wir in diesen liebevollen Prozess die Wünsche, Bedürfnisse und Ideen unserer tierischen Gefährten ebenfalls aktiv mit einbeziehen, dann wird das Leben noch runder und schöner. Für alle Beteiligen.
Aus Freude am Leben
Selbstverständlich bietet uns das Leben immer wieder Herausforderungen und neue Aufgaben die uns mit schöner Regelmäßigkeit aus dem gewohnten Tritt stupsen, doch wenn der Fokus immer wieder auf die eigene Lebensfreude gerichtet wird, dann achtest du ganz automatisch auch darauf, dass du freundlich zu dir bist. Du erkennst deine Bedürfnisse und erfüllst sie. Und je ausgeglichener du bist, desto leichter fällt es dir auch die Bedürfnisse deines tierischen Gefährten zu erkennen und zu erfüllen.
Ein liebevolles Miteinander ermöglicht so viele Chancen auf bewusst genutzte Lebenszeit.
Sterbebegleitung ist die Essenz des gemeinsamen Lebens
Diesen Satz hat mir meine Stute Héla in ihrem Sterbeprozess geschenkt.
Wenn du dir ein erfülltes und schönes Leben mit deinem tierischen Gefährten wünschst, dann erfüll dir diesen Wunsch. Du kannst jeden Tag aufs Neue – oft mit Kleinigkeiten, ganz konkret darauf einwirken ob ihr Lebenszeit miteinander genießt oder ob ihr die schönen Momente auf später verschiebt.
Lebensfreude ist eine Frage der Entscheidung
#Blognacht
Dieser Beitrag ist wieder einmal in der Blognacht bei Anna Koschinski entstanden. Wenn du Lust hast auch einmal in netter Gesellschaft zu schreiben, dann schau dir das Projekt Blognacht an:
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