So sagst du’s deinem Hund  

Wie du vom Missverstände zum gemeinsamen Projekt gelangst

Hand auf Herz

Sagst du deinem Hund häufiger was er toll macht und zeigst ihm, wie er dich noch besser durch sein Verhalten unterstützen kann, oder weist du ihn eher auf Dinge hin, die er aus deiner Sicht falsch macht? 

Nicht Springen!

Stell dir vor, du gehst mit deinem Hund spazieren. Dein Hund ist ein freundlicher Hund. Ein Hund der Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Deiner Meinung nach hat dein Hund vielleicht ein bisschen zu viele Interesse daran fremde Menschen zu begrüßen. Denn wann immer euch jemand entgegen kommt, läuft dein Hund auf ihn zu. Möglicherweise gehörst du zu den vielen Hundehaltern, die hier unfreiwillig ein spannendes Ritual etabliert haben. Für viele Spaziergänger ist es ebenfalls höchst unangenehm immer wieder von fremdem Hunden bedrängt zu werden.

Dein Hund läuft aufgeregt auf die fremde Person zu und du rufst hinterher: „Nicht springen!“ Dabei hast du die Bilder im Kopf, wie der Hund seine schlammigen Pfoten auf der sauberen Kleidung dieses Menschen abwischt während er diesen Menschen aufgeregt anspringt, dessen Taschen nach Leckerchen absucht und dessen Hände abschleckt. Du siehst diesen Film in deinem Kopf ablaufen, du siehst es schon kommen! Wie seit vielen Monaten oder gar Jahren, wird dein Hund auch dieses Mal wieder den entgegenkommenden Menschen anspringen, während du rufst „Nicht springen!“ Nach dem dein Hund den Menschen erfolgreich angesprungen hat, wieder untermalt von deinem energischer werdenden „Nicht springen!“ Kommt er grinsend auf dich zu gerannt. Und du bist verärgert. Du freust dich zwar, dass er den Menschen jetzt in Ruhe lässt, aber du ärgerst dich, dass dein Hund – wie jeden Tag, einen fremden Menschen angesprungen hat.

 

Vom Missverständnis zum gemeinsamen Projekt

Könnte es sich um ein Missverständnis zwischen dir und deinem Hund handeln?

Immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten ist eine Definition von Wahnsinn.

 

So, oder so ähnlich soll es Albert Einstein gesagt haben. Vielleicht ist es einfach eine gute Idee, deine Strategie zu ändern? 😉

 

Weißt du was du willst?

Was genau möchtest du, das dein Hund tut wenn euch ein fremder Menschen entgegen kommt? Kannst du dir vorstellen was dein Hund ganz genau tun soll, sobald sich ein anderer Spaziergänger nähert?

 

Was ist die Alternative?

Wenn du jetzt denkst, er soll einfach nur nicht springen. Dann stelle ich mir die Frage: Was konkret soll er denn tun? Jemanden zu sagen was unerwünscht ist, enthält noch keine Information über erwünschtes Verhalten.

Denk jetzt nicht an einen rosa gepunkteten Elefanten 

Sollst du doch nicht!

Genau so geht es auch deinem Hund! Du schickst ihm das Bild wie er am Menschen hochspringt, unterlegt mit dem inzwischen verknüpften akustischen Signal (nicht) SPRINGEN. Da das Wort „nicht“ keine innewohnende Bedeutung hat, bleibt nur die Information der Handlung „SPRINGEN“. Ähnliche Missverständnisse gibt es bei Mensch und Hund zu Hauf. 

 

Nicht ziehen

Was genau soll der Hund denn statt dessen tun?

Vielleicht wäre eine lockere Leine ein gemeinsames Ziel? Was brauchen du und dein Hund dafür um das möglich zu machen? 

 

Nicht bellen

Was genau erwartest du ganz konkret von deinem Hund?

Was brauchst dein Hund um deinen Wünschen nachkommen zu können?

 

Nicht über den Rasen gehen

Wo lang sollen die Menschen denn gehen?

Vielleicht wäre „Bitte geht außen herum über die Gehwegplatten“ viel leichter zu erfüllen.

 

Positive Formulierungen sind eine Übungssache

Wir Menschen dürfen erst einmal üben zu sagen was wir wirklich wollen anstatt nur unseren Sorgen Ausdruck zu verleihen und zu beschreiben was wir vermeiden wollen. Sobald du dir darüber klar geworden bist was du erleben willst und wie dein Hund dich ganz konkret dabei unterstützen kann, könnt ihr gemeinsam an diesem neuen Ziel mitwirken. Ein erster Schritt in diese Richtung kann auch sein, dass du im Gespräch mit Menschen bewusst darauf achtest häufiger positive als negative Formulierungen zu nutzen. Nutze das Wort „nicht“ in deiner Alltagssprache so wenig wie möglich. Finde Worte für das was du erleben willst, für das um was du deine Gegenüber tatsächlich bitten möchtest anstatt zu beschreiben was er alles falsch machen könnte. 

Beispiel für negative Formulierung: Nicht, dass du den USB-Stick wieder vergisst!Botschaft: USB-Stick vergessen

Beispiel für positive Formulierung: Bitte bring den USB-Stick mitBotschaft: USB-Stick mitbringen

 

Nicht springen oder alle Pfoten auf den Boden?

Sag deinem Hund was dir wichtig ist

Was möchtest du erleben, wenn dir und deinem Hund ein Spaziergänger entgegen kommt?

In positiver Formulierung. Vielleicht wäre es für dich toll, wenn dein Hund, sobald ihr einen Spaziergänger auf euch zukommen seht, zu dir kommt und entspannt neben dir geht bis ihr an dem Spaziergänger vorbei seid und er dann von dir das Signal bekommt, dass er jetzt wieder… ja was passt zu euch?

Vom chronischen Missverständnis zum gemeinsamen Projekt

Setzt dich am besten zu Hause in aller Ruhe hin und mal es dir im Kopf ganz genau aus. Was möchtest du erleben, wenn du mit deinem Hund einem Spaziergänger begegnest und wie willst du dich dabei fühlen? Lass diese Idee immer wieder durch deinen Kopf laufen. Sei dabei der Regisseur deines Kopfkinos. Welchen Film willst du dann routiniert in deinem Kopf ablaufen lassen wenn ihr das neue, gemeinsame Projekt in die Tat umsetzt?

 

Projektentwicklung 

Stell dir vor, du nennst es ab jetzt „Mission entspannte Menschenkontakte mit einem Mindestabstand von 80 cm zwischen fremden Menschen und Fido“. Das ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten. Du gibst eurem Projekt den Namen, der für euch auf einen Blick erkennbar macht um welche gemeinsame Mission es euch geht. Wie euer Projekt ganz genau aussehen wird, ist höchst individuell.

 

Wichtigste Leitgedanken:

  1. Was will ich erleben und wie will ich mich dabei fühlen? 
  2. Kann ich mir vorstellen wie es sich anfühlt wenn es gelingt?
  3. Welche Zwischenschritte braucht es dafür?
  4. Kontinuierlich umsetzen, damit sich das Projekt auch von der Theorie in die Praxis hinein entwickeln kann.

Projektplanung

Das klingt doch nach einem ganz neuen gemeinsamen Projekt.

Jetzt kannst du anfangen dir Schritt für Schritt klar zu machen wie dein Hund ganz aktiv Teil des Projekts sein kann. 

  • Was genau soll dein Hund tun? 
  • Wie informierst du ihn darüber? 
  • Kann dein Hund das schon tun oder brauchst es noch etwas zur Vorbereitung? 
  • Wie erzeugst du ein so entspanntes Lernumfeld, dass dein Hund und du euch wohl und sicher fühlt, während ihr an eurem neuen Projekt miteinander feilt und euch gegenseitig wertschätzend unterstützt?
  • Wie möchtest du dich bei eurem gemeinsamen Projekt fühlen?
  • Was wünschst du deinem Hund, wie er sich bei diesem Projekt fühlen kann?
  • Wie wird dieses Projekt euren Alltag und euer Miteinander beeinflussen?
  • Welche Vorteile entstehen für dich aus diesem Projekt?
  • Welche Vorteile entstehen für deinen Hund aus diesem Projekt?

 

 

Spannende Fragen die eines gemeinsamen Projektes würdig sind!

 

Hund lieben gemeinsame Missionen

Ich erlebe immer wieder, wie sehr Hunde es genießen ihre Aufgabe zu kennen. Wenn sie genau wissen wie sie ihre Menschen aktiv durch konkrete Tätigkeiten unterstützen können. Hunde lieben es zu wissen um was es geht, was sie erwartet und wie sie Teil der Lösung sein können.

 

Missverständnisse bei der Jobbeschreibung

Die meisten vom Menschen als unerwünscht eingeschätzten Verhaltensweisen sind der Versuch einen Job aus Sicht des Hundes gut zu machen. Jedes Verhalten macht für den der sich gerade verhält Sinn, sonst würde er sich ja in dieser Situation anders verhalten. Und da wir uns immer verhalten, selbst wenn wir schlafen, macht es Sinn sich dem Thema des erwünschten, hilfreichen Verhaltens wesentlich intensiver zu widmen, als dem was wir vermeiden wollen. 

Projekt Tierarztbesuch

Auch der Besuch beim Tierarzt kann ein gemeinsames Projekt werden.

Hier findest du ein Fallbeispiel aus der Praxis. So haben wir Hündin Alma auf das Projekt Zahn-OP vorbereitet. https://tiere-anders-behandeln.de/chirurgische-eingriffe-beim-hund-ganzheitlich-begleiten/

 

Mit Tieren gemeinsam eine Lösung finden

Kennst du den Slogan meiner Praxis schon? 

Mir geht es darum mit Tieren gemeinsam eine Lösung zu finden auf die wir ohne den Standpunkt des Tieres oft gar nicht gekommen wären. 

Doch auch wenn du den Standpunkt deines Hundes zu einem Thema möglicherweise (noch) nicht kennst, so kannst du dennoch für dich vollkommen klar und eindeutig sortieren, was du deinem Hund mitteilen möchtest. Na klar, dazu darfst du dir erst einmal bewusst machen was du erleben willst. Viel Spaß beim Finden neuer Wege!

 

Wie sag ich’s meinem Hund?

Kennst du schon meinen Kurzworkshop zum Thema?

Hier erfährst du, wie du dir erst einmal bewusst machen kannst, welche Schritte du sinnvollerweise gehst um so ein ein gemeinsames Projekt selbstwirksam in die Tat umsetzen zu können. Denn auch bewusstes Senden ist ein Teil der praktischen Tierkommunikation im Alltag. 

 

#Blognacht  

Dieser Beitrag ist wieder einmal in der Blognacht bei Anna Koschinski entstanden. Wenn du Lust hast auch einmal in netter Gesellschaft zu schreiben, dann schau dir das Projekt Blognacht an: 

#Blognacht – produktiv bloggen in guter Gesellschaft

 

Hier gibt es den passenden Kurs:

Wie sag ich's meinem Hund?

So kommunizierst du leichter und effektiver mit deinem Hund.